Klima

Schnell wurde den Einheimischen klar, welche Bedeutung Klima und Wetter für die touristische Vermarktung haben können. Sie überließen also den Fremden­verkehr auf der Insel nicht dem Selbstlauf.

Frühlingszeit auf der Insel Poel

Man brachte eine Menge Gedrucktes in Umlauf und informierte den Gast auf das „Vorzüglichste“. So erschienen bereits Ende der 1920er-Jahre Broschüren, in denen neben Werbung, Sehens­würdigkeiten und Natur­beiträgen auch das Poeler Klima zur Sprache kam. Sie boten Wetter und Klima fast markt­schreierisch an, ohne an der Wahrheit vorbei­zureden:
„Der Wind: Im Winter fegt er oft stürmisch über unsere Insel. Wie herrlich, wie erfrischend für Leib und Seele ist aber der Sommer­wind, der leichte Gewänder bis auf die Haut durchweht und wohliges Prickeln erzeugt!
Woher kommt es, dass diese Luftbewegung nicht erkältet wie der gefürchtete Zug in der Stadt?
Warum macht sie nicht krank, sondern gesund?“

Sommerzeit auf der Insel Poel

... „Der Seewind erfüllt die ganze Luft und durchlüftet den Körper allseitig und gleich­mäßig. Die Seeluft lässt die Haut voll arbeiten und mit Recht nennt man dies das „Turnen“ der Blutgefäß­muskeln. Dies bedingt die Heil­kraft des Seewindes“ ... „Das Meer gibt dem Sommer und dem Tage Kühle, dem Herbste und der Nacht Wärme. Poel hat danach zu 76 Prozent ein ozeanisches Klima. Auch die Temperatur­unterschiede der einzelnen Tage sind auf Poel geringer als an anderen Ostsee­badeorten.“
... „An Reinheit und Freiheit von Staub und Bakterien übertrifft sie selbst die Luft des höchsten Hoch­gebirges. Nicht nur die ganze Brust weitet sich hier in Froh­gefühl und lässt die köstliche Luft in den letzten Winkel einströmen.
Von salziger Luft darf man eigentlich nicht reden, es sind vielmehr fein verstäubte Salzwasser­tröpfchen, die land­einwärts nicht nachweis­bar sind. Auf Poel haben wir den Salz­geschmack auf den Lippen.

Herbstzeit auf der Insel Poel

Die Niederschlagsmengen sind relativ gering auf Poel; ebenso sehen wir Gewitter öfters zu beiden Seiten um Poel herum aus­weichen und erst auf dem Fest­lande nieder­gehen. Die Sonne strahlt ungehemmt durch Staub und Dunst.“

In Heilanzeigen erwähnte man noch, dass die Seeluft den Appetit anregt und man „bekommt Hunger wie ein Scheunen­drescher und schläft wie ein Murmel­tier“. Und, „dass der Gast überreizt und verdrossen herkam und wie aus einem Jung­brunnen mit neuer Spann­kraft und Freude heim­kehrte“, ist beileibe keine Über­treibung. Denn Tatsache ist, dass Poel zu den deutschen Inseln mit den weltweit winter­wärmsten Gebieten des 54. Breiten­grades zählt. Die täglichen Luft­temperatur­schwankungen betragen oftmals nur vier bis sechs Grad und sind damit nur etwa halb so hoch wie auf dem Festland.

Winterzeit auf der Insel Poel

Kurzum:
Das Poeler Inselklima ist ein wert­volles Reiz- und Heilklima und die gesundheits­fördernde Wirkung auf den Menschen ist unbestritten. Damals wie heute.